Als ich heute um 11:00 Uhr in die City von Hagen ging, um meine Schwägerin bei Ihrer Supporter-Tätigkeit bei dem BARMER Aktionstag Deutschland bewegt sich!" zu besuchen, da war sie wieder, diese Stimmung wie bei der WM 2006 im eigenen Lande. Aber es war noch nicht ganz so. So wie die Wolken die strahlende Sonne daran hinderten diesen Samstag zu einem wirklich sonnigen Tag zu machen, so gedämpft war auch die Vorfreude der Menschen in den Hagener Strassen. Es war nicht so prunkvoll und so aufregend wie 2006, weil noch nicht alle Fenster geschmückt und die Fahnen noch nicht so sehr in den Wind hangen. Es gibt jetzt auch Fahnen aller teilnehmenden Nationen. Das macht es alles noch viel bunter, und auch schöner, aber es hindert eben daran, dass alles in Schwarz, Rot und Gold erstrahlt. Mein kleiner Neffe allerdings, der liebe David [er wird bald 3 Jahre alt], war schon voll bei der Sache. Als ich mit meinem Bruder Alex, mit Jenny, meiner Schwägerin und eben mit David, welcher in seinem Kinderwagen durch das Geschehen gerollt wurde, Richtung Markt wanderte, da wedelte David freudestrahlend mit seiner Deutschland-Fahne hin und her. Wir haben wenn auch noch ziemlich leise- geübt, wie wir die Schlachtgesänge" für das morgige Spiel gegen Polen anbringen wollten: Super Deutschland, Olé, Olé!" und Deutschland vor, noch ein Tor!". Ich hatte auch meine rege Freude daran.
Ich sollte später noch am Nachmittag mit David, meiner Mutter Elke und meiner Oma Dora die Eröffnungsfeier sehen. Diese hat mich zwar nicht gerade vom Stuhl gehauen, aber sie war schön anzusehen und irgendwie hat sie ja auch zu dem Umfeld in Bern gepasst. Simpel, einfach, schnörkellos, dafür aber sehr schön, anspruchsvoll und kurzatmig. Hat ja auch nicht lange gedauert das ganze. Das erste Spiel war ja denn auch schon ziemlich schnell und Kampf betont. Die Schweiz hat ganz schön Gas gegeben. Hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Sie war über weite Strecken das bessere Team und hätte meiner Meinung nach das Spiel gewinnen müssen. Allerdings hatten die Eidgenossen ja auch wegzustecken, dass sich kurz vor dem Seitenwechsel Alexander Frei, der Kapitän, bei einem Zweikampf das Knie verdreht hatte. Da war auch der Bruch im Spiel der Schweizer. Zwar kamen die Schweizer sehr willensstark auf das Grün zurück, und man sah dass sie den Verlust von Frei durch Einsatz wieder wett machen wollten, aber man merkte ihnen auch an, dass Frei fehlte. Warum ich von den Tschechen nicht viel spreche? Da gibt es nicht viel zu erzählen. Die haben kaum stattgefunden. In der ersten Halbzeit haben sie nur darauf geachtet, ihren Kasten sauber zu halten. Kaum eine Einschussmöglichkeit. Meine Mutter sagte noch: Es wäre zwar ungerecht, aber ich glaube wenn jemand das Tor schießt, dann die Tschechen". Ich gab ihr Recht. Die Schweizer hatten 5 sehr gute Chancen, die sie nicht verwertet hatten. So etwas rächt sich oft. Und als sich dann Sverkos, ein guter alter Bekannter aus Gladbacher Zeiten [er war 4 Jahre für die Borussia in der Bundesliga als Torjäger tätig und war in Gladbach ein Publikumsliebling], zum Warmmachen fertig machte, da sagte ich: ich weiß auch, wer das Tor schießen wird.". Und so war es in der 71. Spielminute ja denn auch. Sverkos nutzte eine Hereingabe, es war eigentlich die erste richtige Tormöglichkeit für die Tschechen, zum sehr ungerechten und schmeichelhaften 1:0. Die Schweizer haben zwar noch gegen gehalten, aber ich muss sagen, mit sehr untauglichen Mitteln. Den wenn etwas bei den Tschechen in diesem Eröffnungsspiel gut funktioniert hat, dann ihre Innenverteidigung. Tomas Ujfalusi hat eine sehr sichere Partie hingeliefert. Und David Rozehnal und Marek Jankuloski haben ihn dabei fehlerfrei unterstützt. Ansonsten haben die Tschechen sehr enttäuscht. Nur bei einem bin ich sicher. Sie zählen zu den Titelaspiranten. Ich habe zwar das Spielergebnis falsch getippt (1:1), weil ich dachte die Schweiz erkämpft sich mit den tollen Zuschauern im Rücken wenigstens ein Unentschieden, aber mit meiner Prognose, dass es Tschechien weit bringen wir in dem Turnier, da werde ich wohl dann nicht so falsch liegen. Karel Brückner hat ja auch alles richtig gemacht. Obwohl Koller es zuvor gar nicht so toll fand, dass er gegen Sverkos ausgewechselt wurde, umso erleichterter war er dann, als der junge Stürmer den Siegtreffer erzielte und applaudierte ja dann auch artig. Unter dem Strich war es ein sehr glücklicher Auftaktsieg für die Tschechen. Aber der Sieg war auch sehr effektiv. 2 Chancen zum Tor, ein Tor. Was will man mehr? Arme tapfere Nati" (so wird liebevoll die Schweizer Nationalmannschaft von ihren Bürgern genannt), dass hast Du nicht verdient.
David hatte in der Zwischenzeit mit seiner Oma und Uroma Kopfball geübt, was an sich ja nichts Besonderes ist. Aber wir haben uns fast tot gelacht. Denn meine Mutter hat fast immer den Ball überhaupt nicht getroffen. Das sah zum Schiessen aus. Muss man gesehen haben.
Vom zweiten Spiel des Tages, Portugal gegen die Türkei, habe ich leider nur die zweite Hälfte gesehen. Zum einen habe ich die ersten Zeilen zu diesem Bericht geschrieben und zum anderen musste ich zunächst zum Public Viewing in die Elbershallen gelangen. Der Sender EinsLive hat ja den Begriff Public Viewing" aus seinem Sprachgebrauch verbannt, weil die Amerikaner so das Aufbahren von zurechtgemachten Verstorbenen bezeichnen, damit die Hinterbliebenen Abschied nehmen können. Muss für die Amis ja ein riesiger Kulturschock gewesen sein, als sie 2006 zum Public Viewing geschickt worden sind. ;-)
Nun ja, das Spiel Portugal:Türkei war ja echt spitze. Schneller, technisch einwandfreier Fußball. Die Portugiesen haben auch völlig zu recht das Spiel gewonnen. Auch in dieser Höhe. 2:0 und nicht die Stars haben die Tore erzielt. Der beste Mann der Selecção war Pepe. Er erzielte das 1:0 und bot eine solide Abwehrleistung. In der ersten Halbzeit wurde ihm ja noch ein regulär erzielter Treffer aberkannt. Aber sein zweiter Treffer zählte und brachte die Portugiesen auf die Siegerstrasse. Bis dahin hatten sie ja schon 5 hochkarätige Einschussmöglichkeiten. Spannung war nur noch vorhanden, weil die Brasilianer Europas ihre Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt hatten und es lange nur 1:0 stand. Für die Entscheidung sorgte schließlich der eingewechselte Raul Meireles in der Nachspielzeit. Cristiano Ronaldo bediente bei einem Konter Joao Moutinho, der das Leder geschickt annahm und an Demirel vorbei zu Meireles weiterleitete. Der Mittelfeldspieler vom FC Porto hatte keine Mühe, den Ball im leeren Tor zu versenken. Ronaldo zeigte, dass er zu den besten Fußballern der Welt gehört. Nani ist ein großes Fußballtalent, dass hat er eindrucksvoll bewiesen. Deutschland muss riesigen Respekt vor der portugiesischen Mannschaft haben, falls sie im Viertelfinale auf diese Ausnahmefußballer treffen sollten. Aber auch die Türkei sollte sich noch nicht aufgeben. Sie haben schließlich auch sehr guten Fußball gezeigt.
Schön fand ich, dass sich die Fans beider Seiten so friedlich nebeneinander das Spiel auf der Großleinwand angeschaut haben. Das WM Feeling ist zurückgekehrt. Ich hatte Gänsehaut, als die Portugiesen das 1:0 geschossen hatten. 2004, da war ich mit Schmitti noch im Land des Vize-Europameisters. Leider nicht pünktlich zur EM, weilö mein damaliger Arbeitgeber mir nicht frei gab, aber eine Woche nach Beendigung des letzten Spiels. Damals haben wir auch die Portugiesen lieben gelernt. Ich wollte Portugal, das Herkunftsland von Nelly Furtados Eltern, meiner Lieblingssängerin, kennen lernen. Außerdem war damals schon der Hype um meinen Namensvetter Cristiano sehr groß. Das Land war stolz auf ihre Helden, welche ja im Finale nur knapp an Griechenland gescheitert waren. Wie fußballbegeistert die Portugiesen sind, konnten wir verfolgen, weil kurz nach der EM 2004 in Südamerika die vergleichbaren Südamerikameisterschaften stattfanden. Die Portugiesen sind den Brasilianern sehr nah verbunden. So bekamen wir damals wenigsten noch einen Hauch vom Flair der Euro mit, weil wir bis spät in die Nacht die Spiele der Brasilianer zusammen mit den Einheimischen verfolgt haben. Das war auch eine sehr schöne Zeit
Schmitti, ich hoffe Du hast dort oben im Himmel auch so viel Spaß an der EM wie ich hier unten auf der Erde. Ich bin genau wie die anderen Jungs in Gedanken und im Herzen immer bei Dir, alter Junge
Nun gehe ich erst einmal ins Bett und träume davon, wie Ballack +10 die Polen aus dem Wörthersee-Stadion von Klagenfurt raus schießen. Wie gesagt, nichts für ungut liebe Polen, aber ich möchte, dass Deutschland recht weit in diesem Turnier kommt.
Alles Liebe und Gute Nacht"
Euer Christian
Sonntag, 8. Juni 2008
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2 Kommentare:
Schade für die Schweizer, die hätten was verdient gehabt. Tragisch auch die Verletzung von Alex Frei. Selbst für mich als Nicht-BVB-Fan finde ich das schade. Aber Portugal hat meine Stimmung dann doch noch verbessert! - didi
Ich hab ne Zwiebel auf´m Kopf ich bin ein Döner, denn Döner, macht schöner ;-)
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